Der bäuerliche Bildungshof der Diözese Gurk in Tainach

Der bäuerliche Bildungshof der Diözese Gurk in Tainach

Der bäuerliche Bildungshof der Diözese Gurk in Tainach

Im Jahr 1954 pachtete die Landwirtschaft der Propstei Tainach das Seelsorgeamt in Klagenfurt. DDr. Rudolf Blüml gestaltete das Exerzitienheim in einen slowenischen bäuerlichen Bildungshof um. Der einstimmige Beschluss dazu wurde in der Sitzung des bischöflichen Konsistoriums am 20. August 1954 gefasst.[1]

 DDr. Rudolf Blüml

.. wurde am 16. April 1898 in St. Paul im Gailtal geboren. Er studierte Theologie in Klagenfurt, Maribor und Ljubljana, wo er am 29. Juni 1922 auch zum Priester geweiht wurde. Nach der Priesterweihe setzte er sein Studium in Wien fort. 1924 schloss er sein Theologiestudium mit dem Doktorat ab, 1926 folgte das Doktorat in Staatswissenschaften. Nach dem Studium kehrte er nach Kärnten zurück, wo er 1927 Sekretär des Caritassekretariates für den slowenischen Teil der Gurker Diözese wurde. In den Jahren 1928 bis 1930 war er auch Provisor in St. Johann im Rosental, Religionslehrer an der Privatlehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinen in Klagenfurt und Provisor in Golšovem. Im Jahr 1934 wurde Blüml jüngster Domkapitular. Zwischen 1938 und 1959 (mit Unterbrechungen) war er Stadtpfarrer in Klagenfurt, von 1953 bis 1965 Leiter der slowenischen Abteilung des Seelsorgeamtes. Außerdem war er auch Dozent für Katechetik und Professor für Pastoraltheologie im Klagenfurter Priesterseminar. In den Jahren 1954 bis 1966 war er auch Vorsitzender der Sodalitas. Prälat DDr. Rudolf Blüml starb am 18. September 1966.[2]

 Der Zweck des Bildungshofes - war es „die bäuerliche Jugend für die landwirtschaftliche Arbeit im christlichen Geiste auszubilden“. Mit der Schule wollte man „den Jungbauern zum leitenden, selbstständigen Christen, guten Familienvater, Hofbesitzer und Staatsbürger ausbilden, der die religiösen und nationalen Werte seiner Vorfahren schätzt und diese mit neuem, jugendlichen Geist erfüllt“. Zielgruppe waren „Burschen aus religiösen Bauernfamilien im Alter vom 18. bis 25. Lebensjahr […] mit Freude an der bäuerlichen Arbeit“.

Der Lehrplan sah folgende drei Hauptgebiete vor: wirtschaftliche, soziale und religiöse Bildung. Die wirtschaftliche Bildung umfasste Ackerbau, Viehzucht, Obstbau, Gärtnerei, Forstwirtschaft, Traktorfahren und Allfälliges. Die soziale Bildung vereinte Staatskunde, soziale und national-wirtschaftliche Fragen, Genossenschaftswesen, Rechts- und Versicherungskunde sowie Hygiene, die religiöse Bildung beinhaltete den Religionsunterricht, Erziehungsfragen, gutes Benehmen, die Frage der Rolle des Bauern in der Familie und im Dorf, Rhetorikübungen, Singen, Kulturarbeit im Dorf und Sprachunterricht. Zum geistlichen und pädagogischen Leiter der Schule und zugleich zum Kaplan wurde mit 8. November 1954 Jože Gabrutsch, zum Direktor und Wirtschaftsleiter mit voller Anstellung der Priester Anton Radanovič bestellt.[3]

Auf die landwirtschaflichen Kurse in Tainch wurden die Jungbauern vor allem von den Sodalitas-Priestern, die in den slowenischen und zweisprachigen Pfarren in Südkärnten ihren Dienst verrichteten, aufmerksam gemacht. Zudem wurden die Kurse auch in der slowenischen Kirchenzeitung Nedelja und in der Zeitschrift Naš tednik angekündigt. Die Kosten, die durch die Schule entstanden – allen voran das Gehalt für den Direktor und der Ankauf des wirtschaftlichen Inventars –, wurden mit den Mitgliedsbeiträgen der Sodalitas-Priester, mit dem Weihnachtszuschuss, auf den einige Sodalitas-Priester zugunsten der Schule verzichteten, und mit dem sogenannten „Hemma-Schilling“ (Sammlung zugunsten der diözesanen Katholischen Aktion) und mit den Spenden von Wohltätern gedeckt.[4] Außerdem mussten die Schüler für den Besuch der Schule ein Schulgeld bezahlen, das damals zwischen 200 und 250 Schilling betrug.

Die landwirtschaftlichen Kurse begannen im November und fanden in den Wintermonaten statt. Außer dem ersten Kurs, der drei Monate dauerte, erstreckten sich die Kurse über fünf bis sechs Monate. Während der Schulzeit wohnten die Schüler durchgehend in der Propstei. Nur über Weihnachten kamen sie nach Hause. 

In der Schule unterrichteten die Priester der Sodalitas, die Schulschwestern, sonstige Lehrer und Fachlehrer. Die Unterrichtssprache war vorwiegend Slowenisch. Eine Ausnahme bildeten jene Fächer, für die kein entsprechender slowenischsprachiger Lehrer zur Verfügung stand. Am Ende eines jeden Lehrganges fand eine kommissionelle Prüfung statt, bei der auch der Bischof Dr. Josef Köstner oder als seine Vertretung DDr. Rudolf Blüml anwesend war.[5] Im Rahmen der Abschlussfeier, zu der auch die Eltern und Verwandten eingeladen waren, erhielten die Schüler aus der Hand des Direktors die Zeugnisse.

In den Jahren 1954 bis 1961 besuchten pro Jahr zwischen 9 und 22 Schüler die Schule.[6] Mangels Anmeldungen kam es 1961 zu keinem neuen Kurs mehr. Die Schule war gezwungen, ihre Tore zu schließen.[7]



[1] Ebenda, S. 86 f.; ADG, Handschrift 922, Konsistorialbeschluss vom 20. 8. 1954.

[2] Naši rajni duhovniki, 13 f.; Vrečar, Južna Koroška, S. 482; Till, Prälat, Pädagoge und Politiker, S. 11 f.

[3] Arhiv DPU, fond Sodalitas, Sodalitas, Nr. 11 (6. 12. 1954); Zerzer, Dobri pastirji, S. 58, 274 f.

[4] Arhiv DPU, fond Sodalitas, Sodalitas, Nr. 11 (6. 12. 1954).

[5] Liber memorabilium Tainach, S. 228 sl.

[6] Naš tednik, 3. 4. 1958, S. 5.

[7] Protokoll der Sitzung des Pastoralausschusses vom 15. 11. 1962, arhiv DPU, fond DPU.