Das Exerzitienheim im eigenen Gebäude

Das Exerzitienheim im eigenen Gebäude

Der Bedarf nach einem neuen Heim entstand, weil in den Räumlichkeiten der Propstei der Bäuerliche Bildungshof untergebracht war und die Exerzitien dadurch immer öfter entfielen.

Das neue Heim entstand auf Initiative und nach einer Idee von DDr. Rudofl Blüml, mit finanzieller Unterstützung der Sodalitas-Priester und aus dem Nachlass von Dr. Alojzij Kuhar, mithilfe der finanziellen Zuwendung des Gurker Bischofs Dr. Josef Köstner sowie durch viele Spenden von Wohltätern. Das Heim wurde auf den Fundamenten des zerfallenen Pferdestalles der Pfarre, östlich der mächtigen Tainacher Propstei, errichtet. Neben der Küche und den Wirtschaftsräumen hatte das neue Gebäude auch eine Kapelle, einen Speiseraum, einen Vortragssaal, zwei Einbettzimmer und 23 Zweibettzimmer.[1] Das Heim wurde von Bischof Dr. Josef Köstner am 13. Juni 1961 unter Beisein der Sodalitas-Priester, die gerade zu dieser Zeit im Haus Exerzitien absolvierten, eingeweiht. In seiner Rede betonte der Bischof den Bedarf nach so einem Heim als „Ort der geistigen Sammlung“, als „Schule des Gebetes“ und als „Haus der wachsenden Gotteserkenntnis“ in einer Zeit immer größerer Zerstreutheit und Oberflächlichkeit.[2]

 Ddr. Alojzij Kuhar

… wurde am 18. Juni 1895 in Kotlje geboren. Er studierte Theologie in Klagenfurt. Im Juli 1918 wurde er zum Priester geweiht. Nach kurzem Einsatz als Kaplan ging er 1919 nach Paris, wo er 1922 zuerst einen Abschluss in Diplomatie machte und 1926 einen weiteren Abschluss aus Rechtswissenschaften. Bis 1930 arbeitete er in Paris, wo er Sozialreferent in der jugoslawischen Botschaft und Korrespondent für die Zeitschrift Slovenec war. Nach der Rückkehr nach Jugoslawien wurde er zum Redakteur des Slovenec für außenpolitische Fragen und ständiger Kommentator für Außenpolitik am Radio Ljubljana. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Dr. Alojzij Kuhar in der jugoslawischen Emigrationsregierung in London. Im Jahr 1949 promovierte er aus Geschichte an der Universität in Cambridge. 1950 übersiedelte er in die USA, wo er das jugoslawische Flüchtlingspresseamt leitete. Dr. Alojzij Kuhar starb am 29. Oktober 1958 in New York.

 Neben den Exerzitien fanden im neuen Haus von Anfang an auch Bildungskurse statt. Zu den ersten Kursen zählten die sogenannten Kurse „Vorbereitung auf das Leben“ (Tečaj  za življenje). Sie dauerten drei bis acht Tage und fanden in getrennten Gruppen für Mädchen, Burschen, Frauen und Männer statt. Die Themen der Vorträge waren: Religionsunterricht und Erziehungsfragen; das Kirchenjahr in der Kirche und zu Hause; Ehevorbereitung aus der Sicht des Priesters, der Mutter und des Arztes; unser Dorf einst und heute; Film, Radio, Fernsehen und Presse; der Mann und Vater in der Familie; Erziehung; der Hausarzt; rechtliche Fragen; Fragen bezüglich Versicherung; Freizeitgestaltung.[3]

Im September 1965 wurde der Leiter der slowenischen Abteilung im Seelsorgeamt, Franz Brumnik, Rektor des Exerzitienheimes. Er leitete das Heim bis 1968. Nach ihm übernahm Josef Kopeinig die Leitung des Heimes. Das Angebot wurde unter seiner Leitung zunehmend breiter. Es umfasste z.B. 1973/1974 118 Veranstaltungen, u.a. Exerzitien für alle Personen- und Altersgruppen, mehr- und eintägige Veranstaltungen zu Themen wie Erziehung, Ehe und Familie sowie Treffen für unterschiedliche Berufs- und Interessensgruppen wie Jäger, Imker, Straßenarbeiter, Feuerwehrleute und Forstarbeiter. Das Tainacher Programm umfasste auch Wallfahrten und Bildungsreisen. Außerdem organisierte das Bildungsheim Veranstaltungen auswärts, sowohl bei den Schulschwestern in St. Jakob im Rosental als auch in anderen Pfarreien.[4] Mit diesen Veranstaltungen wollte die Leitung des Hauses einen stärkeren Kontakt zu den Menschen in den Pfarren herstellen. Außerdem wurde das Exerzitienheim immer mehr von Gastkursgruppen genutzt. 1973 fanden im Exerzitienheim 102 Veranstaltungen statt, an denen 3.756 Personen teilnahmen, davon 854 bei Gastkursgruppen.[5]

 Josef Kopeinig

… wurde am 14. Mai 1914 in St. Peter am Wallersberg geboren. Er studierte Theologie in Klagenfurt, wo er am 4. Juli 1964 die Priesterweihe empfing. Bis 1968 war er Kaplan in Eberndorf. Im Jahr 1968 wurde er Rektor des Bildungshauses in Tainach und stellvertretender Leiter der slowenischen Abteilung im Seelsorgeamt. Von 1983 bis 1992 war er Direktor der slowenischen Abteilung im Seelsorgeamt, von 1992 bis 2014 Obmann der Hermagoras-Bruderschaft in Klagenfurt. Seit 1992 ist er Obmann der Sodalitas.

 Weil mit den Veranstaltungen nur eine kleine Gruppe an Interessierten angesprochen werden konnte, so die Leitung des Bildungshauses, entschied man sich zur Herausgabe von Publikationen. In den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts erschienen Bücher von Dr. Anton Trstenjak, Dr. Stefan Singer, DI Blaž Singer, Dr. Vekoslav Grmič und Dr. Jože Rajhmann, Lev Detela, Dr. Anton Stres, Dr. Drago Ocvirk und Dr. France Rode, Dr. Franc Perko und Dr. Alojzij Ambrožič.[6]

1969/1970 erschien auch die erste Programmzeitschrift mit dem Titel Dom v Tinjah (Bildungshaus Tainach). Wie zuvor kündigte das Bildungshaus seine Veranstaltungen auch in den kärntner-slowenischen Medien, vor allem in der slowenische Kirchenzeitung Nedelja und im Naš tednik, an. Zu den Veranstaltungen in Tainach luden auch die Sodalitas-Priester ein.

Für den Haushalt sorgten von 1968 weiterhindie Schulschwestern, die bis 1988 in Tainach blieben. Schon seit 1957 half im Haushalt auch Majdi Blüml mit, die außerdem Religionslehrerein in Völkermarkt war. Neben der Arbeit im Haushalt trug Majdi Blüml in Tainach auch vor. Im Bäuerlichen Bildungshof unterrichtete sie Gärtnerei und schönes Benehmen, im neuen Bildungshaus u.a. in den sogenannten Kursen „Vorbereitung auf  das Leben“ (Tečaj za življenje).

Erster hauptamtlicher Mitarbeiter in Tainach war Martin Pandel, der seit 1978 im Bildungshaus als Bildungsreferent angestellt ist. Die Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeiter stieg von da an kontinuierlich. Heute arbeiten im Bildungshaus Tainach 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 



[1] Nedelja, 24. 4. 1960, S. 1.

[2] Nedelja, 13. 8. 1961, S. 1 f.

[3] Nedelja, 10. 3. 1963, S. 6.

[4] Kopeinig, Povej, kaj znaš, S. 83.

[5] Nedelja, 27. 1. 1974, S. 5.

[6] Dom v Tinjah. Delovni koledar, 1980; Wakounig, Knjižni dar, S. 87.