Das Exerzitienheim Tainach von 1928 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges

Das Exerzitienheim Tainach von 1928 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges


Die ersten Exerzitien fanden in Tainach im Jänner 1928 statt, im letzten Jahr von Dr. Martin Ehrlich als Tainacher Propst. An den Exerzitien nahmen 12 Mädchen teil, die ausschließlich aus der Tainacher Pfarre stammten.

 

Dr. Martin Ehrlich

… wurde 1871 in Saifnitz im Kanaltal geboren. Er studierte Theologie in Klagenfurt und Wien, wo er auch promovierte. Er wurde am 8. September 1893 zum Priester geweiht. In den Jahren 1897 bis 1890 war er Kaplan in Villach. Bis 1902 war er Präfekt, danach bis 1906 stellvertretender Direktor im Marianum in Klagenfurt. Zwischen 1906 und 1910 war er Direktor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem. 1920 übernahm er die Professur für Neues Testament im Klagenfurter Priesterseminar. Nach dem Ersten Weltkrieg, am 15. November 1920, wurde Ehrlich zum Propst und Dechant von Tainach ernannt, wo er bis 1928 wirkte. Nach der Ernennung zum Domkapitular im Jahr 1928 übersiedelte er in die Hauptstadt. Von 1926 bis zu seinem Tod war Ehrlich Vorsitzender der Sodalitas. Dr. Martin Ehrlich starb am 5. April 1929.[1]

 

Die Arbeit von Ehrlich setzte sein Nachfolger Propst Anton Benetek, der im Herbst 1928 zum Tainacher Propst ernannt wurde, fort und baute sie aus. Im Jahre 1931 gestaltete er das zweite Stockwerk der mächtigen Tainacher Propstei zu einem Exerzitienheim um.[2] In diesem fanden bis 1932 18 Exerzitien für alle Stände statt.[3]

 

Anton Benetek

… wurde am 19. Mai in Grižah bei Celje (Cilli) geboren. Er studierte in Klagenfurt Theologie, wo er am 19. Juli 1906 auch zum Priester geweiht wurde. Im Jahr 1908 war er Kaplan in Črna, 1909 Kaplan in Eisenkappel, danach Provisor in St. Egyden ob der Drau. Im Jahr 1910 wurde er Provisor in St. Georgen am Weinberg. In den Jahren 1911 bis 1924 war er Pfarrer in Diex, zwischen 1924 und 1928 Pfarrer in Maria Rain. 1928 wurde er Propst des Dekanats Tainach, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1959 wirkte. Von 1924 bis zu seiner Pensionierung war er auch Obmann der Sodalitas. Anton Benetek starb am 18. Oktober 1964.[4]

 

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg fanden in den Räumlichkeiten des Heimes in bescheidenem Maße Bildungsveranstaltungen statt. So absolvierten zum einen die Priester der Sodalitas zwei Seelsorgekurse[5], zum anderen versammelten sich in der Propstei im Jahr 1937 jene Priesterseminaristen, die sich in Klagenfurt und Ingolstadt auf ihren Priesterberuf vorbereiteten, zu einem Vorbereitungskurs auf die pastorale Arbeit in der Diözese.[6]

 

Im Jahr 1937 war in der slowenischen Kirchenzeitung Nedelja zum letzten Mal vor dem Zweiten Weltkrieg eine Ankündigung über Exerzitien im Exerzitienheim Tainach zu finden.

Das Propsteigebäude stand aber auch während des Zweiten Weltkrieges nicht leer. Es bot 43 beeinträchtigten Kindern und sieben geistlichen Schwestern ein Dach über dem Kopf. Diese hatten vorher im Heim Maria Josephinum in St. Martin bei Klagenfurt gelebt, das 1939 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt worden war. Am ersten Freitag im Juli 1941 kamen Nationalsozialisten und führten 28 Kinder aus dem Propsteigebäude ab. Vier Kindern gelang es, sich auf dem Weg nach Klagenfurt zu verstecken, weitere 24 verloren ihr Leben. Die restlichen Kinder und die geistlichen Schwestern blieben bis Mai 1946 in Tainach. Danach erhielten sie eine neue Unterkunft im bischöflichen Schloss Grades Metnitztal.[7]



[1] Naši rajni duhovniki, 73 f.; Vrečar,  Južna Koroška, S. 481.

[2] Benetek, S. 94.

[3] Nedelja, November 1934, S. 165.

[4] Naši rajni duhovniki, 13 f.; Vrečar, Južna Koroška, S. 481.

[5] Ebenda, S. 164.

[6] Nedelja, Oktober 1931, S. 199.

[7] Tropper, Kirche im Gau, S. 18; Benetek, S. 88 - 91; Nedelja, 26. 5. 1946, S. 4.

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