Im Leitbild des Bildungshauses wird betont, dass es mit seinem Bildungsangebot in slowenischer Sprache in besonderer Weise die Mitglieder der slowenischen Volksgruppe in Kärnten ansprechen möchte. Neben der Vermittlung von fachlichen Inhalten möchte es so zur Erhaltung der slowenischen Sprache in Kärnten beitragen.[1] Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Veranstaltungen des Bildungshauses vor und in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausschließlich in slowenischer Sprache stattfanden. Erst seit den 1970er-Jahren fanden immer mehr Veranstaltungen in deutscher Sprache Eingang ins Kursprogramm. Dafür gibt es mehrere Gründe: Mit den Veranstaltungen in deutscher Sprache wollte sich das Bildungshaus auch jenen Menschen öffnen, die die slowenische Sprache nicht beherrschen, aber an Bildung interessiert sind. Nicht selten war es aber auch der Fall, dass das Haus mangels slowenischsprachiger Referenten gezwungen war, auf deutschsprachige Referenten zurückzugreifen. Nicht zuletzt wollte das Bildungshaus mit Veranstaltungen in deutscher Sprache aber auch „den deutschsprachigen Mitbürgern einen Einblick in die Volkgruppenproblematik“ geben.[2]
Neben der Sorge für die Erhaltung der slowenischen Sprache in Kärnten möchte das Bildungshaus auch ein Haus des Dialoges zwischen den slowenisch- und deutschsprachigen Kärntnern und Kärntnerinnen sein. Seit den 1970er-Jahren fanden hier zahlreiche Vorträge, Seminare, Debatten, Podiumsdiskussionen und Gespräche zu Themen des Zusammenlebens in Kärnten statt.[3]
Das Bildungshaus wurde im Laufe der Jahrzehnte zum Symbol des friedlichen Zusammenlebens. Bereits Bischof Dr. Josef Köstner bezeichnete das Haus als Haus der Begegnung zwischen den beiden Volksgruppen im Lande. Sein Nachfolger, Bischof Dr. Egon Kapellari, bezeichnete das Haus als „Forum, in dem sich Menschen unterschiedlicher Weltbilder und Lebenslagen und insbesonders die slowenischsprachige Bevölkerung Kärntens und Sloweniens mit der österreichischen Mehrheitsbevölkerung trifft“. Dr. Ernst Waldstein, der erste Vorsitzende des Deutsch-Slowenischen-Koordinationsausschusses der Diözese Gurk-Klagenfurt meinte beim letzten Umbau, dass das Bildungshaus ein Ort ist, „das dem Dialog eine neue Heimat geben möchte, besonders dem Dialog zwischen den Menschen mit slowenischer und deutscher Muttersprache. Oft ist dieser Dialog auch gelungen. Wenn heute immer mehr Menschen beider Volksgruppen in Kärnten friedlich zusammenleben und einer den anderen schätzt, dann können wir dafür dem Bildungshaus Tainach dankbar sein.“ Ähnlich äußerten sich bei der festlichen Eröffnung zahlreiche Ehrengäste und Redner zur Tätigkeit des Bildungshauses.[4]
Presse und Medien unterstrichen besonders nach der zweiten Eröffnung die Bemühungen des Hauses für den Dialog. Die Überschriften in unterschiedlichen Berichten lauteten u.a. „Ein Ort der Versöhnung und des Dialoges“[5], „Vergrößerung der Stätte des Dialoges“[6] oder „Der Dialog braucht mehr Platz“[7]. Nicht zuletzt sind es aber gerade die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in den Bemühungen um den Dialog und die Begegnung unter den Volksgruppen eine besondere Aufgabe des Bildungshauses sehen.[8]
[1] Leitbild des Bildungshauses, unveröffentlicht.
[2] Nedelja, 15. 9. 1985, str. 6.
[3] Martin Pandel, Das Bildungshaus Sodalitas in Tainach – ein Ort der Begegnung und der Auseinandersetzung über die Dilemmata unserer Geschichte bis zur Zusammenarbeit und gemeinsamem Zukunft. Vitale Kulturkontakte.
[4] Dialog, Jahrgang XII, Nummer 55, 1993 und Jahrgang XIV, Nummer 66, September-Oktober 1995.
[5] Republika, 2. 6. 1995, S. 12.
[6] Kärntner Tageszeitung, 10. 7. 1994, S. 15.
[7] Kleine Zeitung, 16. 4. 1994, S. 25.
[8] Hohenwarter, Unterberger, Fokusgruppenevaluation, unveröffentlicht.